*Der achtstufige Yogaweg*
Quelle: Anna Trökes "Das grosse Yogabuch"
Die acht “Stufen” sind wie eine Treppe miteinander verbunden, so dass eine auf der anderen aufbaut. Damit ist jede STufe unverzichtbar, das heißt keine ist besser oder wertvoller als die andere. Wenn wir die acht Stufen, die zunächst einmal ein theoretisches Konzept darstellen, mit Leben und Erfahrung gefüllt haben, werden wir mit einem anderen Bewusstsein auf unsere ersten Schritte schauen. Beispiel: Wenn wir, nachdem wir Meditationserfahrung gemacht haben, wieder zum Üben von Körperhaltungen (asanas) zurückkehren, werden wir sie anders, nämlich bewusster und ruhiger ausführen als zu der Zeit, als die Meditation uns noch fremd war.
*YAMA*
Vom Umgang mit der Welt
Yama ist die erste Stufe. Sie beeinhaltet Vorschläge zum Handeln in der äußeren Welt:
Ahimsa: einen bewussten und rücksichtsvollen Umgang mit allen Lebewesen, wobei wir besonders darauf achten sollen anderen kein Leid zuzufügen. Ahimsa meint, liebevoll mit uns und anderen umzugehen.
Satya: Wahrhaftigkeit und Offenheit.
Asteya: Bewusster Umgang mit unserem Begehren. Aufgeben des Haben-Wollens, und zwar insbesondere von Dingen, die uns nicht gehören.
Brahmacharya: Das richtige Maß im Handeln
Aparigraha: Nicht Horten
*NIYAMA*
Vom Umgang mit sich selbst
Niyama, die zweite Stufe, beeinhaltet Vorschläge, die uns selbst betreffen.
Shausa: Reinheit. Gemeint ist, dass wir darauf achten, unseren Körper, unseren Geist und unsere Umgebung nicht zu verunreinigen. Shauca meint auch, die übertriebene Sorge über die Vergänglichkeit unseres Körpers aufzugeben und uns der Entwicklung unserer inneren Schönheit zu widmen.
Santosha: Zufriedenheit mit dem, was wir haben, und Wertschätzung unseres Lebens in allen Aspekten anstelle eines ständigen Verlangens nach dem was wir noch nicht haben und was wir noch nicht sind. Sich selbst annehmen und sich o.k. finden.
Tapas: Stetiges Bemühen. Gemeint ist dieses innere Feuer, das uns antreibt, anstrengende und teilweiswe unangenehme Erfahrungen im Prozess der Selbstfindung und Selbstentfaltung zuzulassen und das uns Ausdauer und Durchhaltevermögen gibt. Tapas meint auch Disziplin, ohne die wir auf keinem Weg vorankommen.
Svadhyanya: Selbstreflexion. Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, wo wir gerade stehen in unserem Leben, was uns bewegt, was unseren Geist beschäftigt.
Ishvara Pranidhana: bedeutet die Entwicklung von Vertrauen auf eine höhere Kraft, die uns führt und Hingabe an das Göttliche. Gemeint ist außerdem, darauf zu vertrauen, dass der Übungsweg des Yoga funktioniert.
*ASANAS*
Körperhaltungen
Asanas sind die dritte Stufe des Übungsweges. Wir kennen heute eine Vielzahl von Yogahaltungen. Wesentliches Merkmal einer jeden Asana ist das Verweilen in Stabilität und Leichtigkeit. D.h., dass wir in jeder Yogahaltung versuchen unseren Körper ganz still werden zu lassen und das mit Leichtigkeit. Die Regungslosigkeit in der Haltung soll dem Geist helfen ebenfalls still zu werden. Sie dient der Sammlung und Zentrierung unseres ganzen Wesens und ist das Gegenteil von dem, was wir sonst den ganzen Tag über machen: unaufhörlich in Bewegung sein.
Dieses Stillhalten soll kein Krampf und kein Zwang sein, sondern soll Leichtigkeit oder noch schöner ausgedrückt “in einem glücklichen Raum” geschehen. Nur so kann unser Körper Gefallen an den Haltungen finden und sich entfalten. Nur in einem unverkrampften Körper kann Energie fließen. Damit Leichtigkeit entstehen kann, müssen wir lernen, das Üben genau zu dosieren – also nicht zuviel und nicht zu wenig zu tun. Wir sollen bis an unsere Grenzen gehen um uns auszudehnen, aber nichts erzwingen, was in der Folge den Körper nur wieder zusammenzieht und oft genug neue Spannungen oder Schmerz verursacht.
*PRANAYAMA*
Die Regulierung des Atems
Pranayama ist die vierte Stufe. Auch beim Atem geht es darum, die vorherrschenden Verhaltensmuster zu erkennen und zu verbessern. Unser Atem spiegelt unser Bewegtsein im Laufe des Tages und die Unruhe unseres Geistes wider. Wir können dem Geist helfen, sich zu beruhigen und zu klären indem wir im wahrsten Sinne des Wortes Atempausen machen. So gibt es anregende, beruhigende, ausgleichende, kühlende oder wärmende Pranayamas.
Wenn wir uns eine Weile in der Kunst des Atems üben, wird dieser wieder fein und fließend. Gleichzeitig reinigen die Pranayamas uns von inneren Blockierungen, die unsere klare Wahrnehmung behindern.
Wahre Ruhe ist nicht Mangel an Bewegung,
Sie ist Gleichgewicht der Bewegung.
E.Feuchtersleben